„Heimat Deine Sterne“ – August bis Oktober 2025
Aufstrebende Sterne aus bayerischen Kunstnetzwerken zu Gast im Künstlerhaus Ganslberg
Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler sollen im Spätsommer bei freier Zeiteinteilung auf dem Ganslberg leben und arbeiten. Die lokale Kunstszene soll in Kooperationen eingebunden werden mit bayernweiten Kontakten über Kunstvereine und freie Initiativen.
„Heimat Deine Sterne“
Der Titel könnte auf dem Ganslberg in eine romantische Phantasie abdriften. Er ist entlehnt aus der Filmmusik für „Quax der Bruchpilot" mit Heinz Rühmann von 1941, einer unverfänglichen deutschen Heimatkomödie während der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Heute, im Aufblühen von neuem Nationalismus, sind zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler aufgefordert, Stellung zu beziehen und einen propagandistischen Heimatbegriff zur Abgrenzung gegen das Fremde nicht widerspruchslos hinzunehmen. Es ist sogar notwendig, den Begriff positiv und selbstbewusst zu besetzen: „Heimat und Fremde als gleichberechtigtes und gleichwertiges Gegenüber in einer freien und humanen Weltkultur."
Der Anarchist Erich Mühsam kritisierte den Missbrauch des Heimatbegriffs durch die völkische Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts: „Heimatverehrung hat mit Vaterlandsliebe nichts zu schaffen. […] Jedes nicht aus seiner natürlichen Umgebung gerissene Tier empfindet Heimatliebe, ohne sie je in Vaterlandsgefühl umzudeuten, ohne je für seine Heimat erweiterte oder umpanzerte Grenzen zu wünschen. Ein Tier ohne Heimat wird füglich auch keine Heimatliebe spüren, höchstens Sehnsucht nach Heimat. […] Wessen Jugend kein Heim hatte, wessen Heim keine Freude barg, der hatte auch keine Heimat, mit der ihn eine Liebe verbinden könnte. Eine Pflicht zur Liebe aber gibt es nicht, und dass man Heimatliebe zur Pflicht erhebt, indem man dem, dessen Fuß nie ein heimatliches Stück besonnten Landes berührt hat, von einem Vaterlande zu überzeugen vermochte, das seine Hingabe, seine Liebe, seinen Heldensinn, sein Blut und sein Leben fordern dürfe, das zeigt, bis zu welchem Grade der Verzerrung der Autoritätswahn die menschliche Seele hat verunstalten können."
Für „Heimat Deine Sterne" steht der Ganslberg mit allen Flächen, Gebäuden und Landschaften für die künstlerische Arbeit zur Verfügung. Neben den permanenten Skulpturen von Fritz Koenig werden im Laufe des Projekts weitere Arbeiten in den Außenbereichen installiert. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler aus Bayern entwickeln eine ortsbezogene Ausstellung mit Installationen, Landart und Skulpturen auf dem Ganslberg. Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler können im Wohnhaus übernachten und sich selbst versorgen. Die Dauer ihres Aufenthalts erfolgt nach eigener Disposition.
Es wird angeregt, die Bedingungen des Ortes zu erforschen und für raumgreifende Installationen zu nutzen. Viele Arbeitsplätze sind noch eingerichtet und es besteht ein großer Fundus an Material aus dem Bestand von Fritz Koenig, der mit der selbstverständlichen Wertschätzung zwischen Kollegen geteilt und benutzt werden kann. Für die Realisierung von Projekten vor Ort wird auf die nachbarschaftliche Hilfe mit landwirtschaftlicher Technik zurückgegriffen.
Video- und Fotodokumentation: Bergung "Der Liegende" – 10. Februar 2025
Kamera-, Regie und Schnitt: Lorenz Kloska
Das Archivfoto zeigt Fritz Koenig bei der Arbeit am "Liegenden".
Bei Rückschnittarbeiten wurde eine unvollendete Fritz Koenig-Skulptur wiederentdeckt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um ein Werk aus den frühen 50er Jahren und zählt zu den wenigen selbst geschlagenen Steinskulpturen von Fritz Koenig. Die Existenz von "Der Liegende" war bereits bekannt, die Skulptur allerdings verschollen. Links daneben befand sich eine weitere unbekannte Skulptur, die eine liegende Frau darstellt, und ein unbearbeiteter Stein. Um weitere Untersuchungen anzustellen und Erkenntnisse zu erhalten, wurden die Skulpturen in die Kugelhalle transportiert. "Der Liegende" 50x188x38, Muschelkalk ist im Werkverzeichnis Nr. 105 mit dem Entstehungsjahr 1954 angegeben. "Die kleine Liegende" scheint aus dem gleichen Zeitraum zu stammen.
Die Bergung wurde dokumentiert von Fotograf Werner Götz und Dokumentarfilmer Lorenz Kloska.